Golfclubs fördern Artenvielfalt in Baden-Württemberg

Umweltministerium unterstützt Pilotprojekt Lebensraum Golfplatz - Auch der Golf Club Domäne Niederreutin beteiligt sich am Projekt

Holzgerlingen, Wiesbaden, 23. November 2019.

„Lebensraum Golfplatz – Wir fördern Artenvielfalt.“ So lautet das Pilotprojekt baden-württembergischer Golfanlagen, des Umweltministeriums Baden Württemberg, des Baden-Württembergischen Golfverbandes (BWGV) und des Deutschen Golf Verbandes (DGV). Ziel des zunächst auf zwei Jahre angelegten Projektes ist es, die vorhandenen Biodiversitäts-flächen auf baden-württembergischen Golfanlagen quantitativ und qualitativ auszubauen. Auftakt dazu war das 1. Umweltsymposium des BWGV am 22. November in Ludwigsburg unweit des Golfclubs Schloss Monrepos.

Mehr als 100 Teilnehmer, überwiegend Vertreter der baden-württembergischen Golfanlagen, jedoch auch Interessierte aus Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen, verfolgten die Vorträge der hochkarätigen Referenten. Darunter der Staatssekretär Dr. Andre Baumann vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Thomas Graner, der stellvertretende Präsident des Bundesamtes für Naturschutz, und Martin Klatt vom NABU Baden-Württemberg, der die Chancen eines derartigen Vorhabens am Beispiel von „Natur nah dran“ aufzeigte, einem Projekt, das biologische Vielfalt in baden-württembergischen Kommunen fördert.

Einen wissenschaftlichen Blick auf die Flora ausgewählter Golfanlagen Baden-Württembergs warf Prof. Dr. Martin Elsäßer, Fachbereichsleiter beim Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg. Bemerkenswert, dass sein Monitoring auf 15 ausgewählten Golfanlagen in Baden-Württemberg ergab, dass sich dort zahlreiche Arten finden, die auf der roten Liste stehen und vom Aussterben bedroht sind.

Was das Pilotprojekt „Lebensraum Golfplatz – Wir fördern Artenvielfalt“ im Einzelnen genau beinhaltet und wie es die Golfanlagen umsetzen können, darüber informierten Marc-Frederik Elsäßer (Leiter Golfanlagen Hofkammer) und Marc Biber (Teamleiter Umwelt & Platzpflege beim DGV). Im Zentrum stehen dabei Maßnahmen aus den Bereichen Insekten- und Vogelschutz, die Schaffung von Lebensräumen wie etwa Totholzhaufen sowie Maßnahmen zur Förderung der Naturbildung.

Abschließend stellten drei Vertreter baden-württembergischer Golfanlagen exemplarisch bereits bestehende Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt und zur Ökobildung auf ihren Anlagen vor. Unter diesen Redner vertrat Geschäftsführer André Kette den Golfclub Domäne Niederreutin und führte in seiner Ansprache die derzeit umgesetzten Maßnahmen in Bondorf auf. Dazu zählen unter anderem diverse Golf & Natur Projekte, die aktive Zusammenarbeit mit dem Nabu Mötzingen sowie Lehrveranstaltungen im Rahmen einer Fledermausnacht, einer Amphibienwanderung, einer vogelkundlichen Wanderungen und die Durchführung einer Öko AG.

Die Vertreter der Golfanlagen konnten direkt im Anschluss eine Absichtserklärung zur Teilnahme an dem Pilotprojekt unterzeichnen. Und bis 15. Januar haben alle 88 Golfanlagen jetzt Zeit, um ihre Teilnahme an dem Projekt offiziell beim Baden-Württembergischen Golfverband anzumelden. Wer seine Teilnahme am Pilotprojekt erklärt, erhält die aufmerksamkeitsstarken Schilder „Lebensraum Golfplatz – Wir fördern Artenvielfalt“, mit denen die jeweiligen Maßnahmen auf den Golfplätzen gekennzeichnet werden können.

Stimmen zum Pilotprojekt:

Dr. Andre Baumann (Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg)
Viele Golfanlagen bei uns im Südwesten zeigen: Sie sind Oasen für die Natur mit bunt blühenden Wiesen, Teichen voller Kröten und Fröschen, sowie Gehölzen, in denen Nachtigallen brüten. Es ist gut, dass der Deutsche Golf Verband, der Baden-Württem-bergische Golfverband und das Umweltministerium enger zusammenarbeiten und an der bisher schon erfolgten Umweltarbeit auf vielen Plätzen anknüpfen, denn ein Großteil der Flächen von Golfplätzen kann voll lebendiger Natur sein. Der „Grüne Sport“ fördert mit diesem Projekt die grüne Infrastruktur.

Thomas Graner (Stellvertretender Präsident Bundesamt für Naturschutz)
Der Verlust der Biodiversität in Deutschland schreitet insbesondere bei den heimischen Insekten und der heimischen Vogelwelt dramatisch voran. Deshalb freue ich mich, dass Golfclubs einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten wollen. Für den Insekten- und Vogelschutz können Golfclubs wichtige und sinnvolle Maßnahmen umsetzen und helfen, das gesellschaftliche Bewusstsein für den Schutz der Biodiversität zu stärken.

Claus M. Kobold (DGV-Präsident)
Wir freuen uns sehr, dass wir mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg einen Partner gefunden haben, der unser jahrelanges Engagement für den Naturschutz würdigt. Gemeinsam werden wir den Umweltschutz weiter stärken und dafür sorgen, dass deutsche Golfanlagen vermehrt Rückzugspunkte für Flora und Fauna sind. Das Pilotprojekt bietet uns zudem die Chance zur Begegnung und Zusammenarbeit mit regionalen Naturschutz Organisationen. Bei diesen können wir eine positive Grundhaltung gegenüber dem Golfsport schaffen und von deren Netzwerken und Know-how profitieren.

Otto Leibfritz (Präsident Baden-Württembergischer Golfverband / BWGV)
Der Bedarf an Flächen für Industrie, Landwirtschaft, Wohnen, Arbeiten und Verkehr schränkt den Lebensraum für Fauna und Flora immer weiter ein. Die Folgen sind bekannt, der zunehmende Rückgang an biologischer Vielfalt.
Golfplätze sind einerseits wichtige Naherholungsgebiete für sportinteressierte Menschen, gleichzeitig aber auch Rückzugsorte für Tiere und Pflanzen, die in den an die Spielbahnen angrenzenden Flächen geeignete Lebensräume finden und besiedeln. Zusammen mit seinen 101 Mitgliederclubs möchte der BWGV mit dem Pilotprojekt „Lebensraum Golfplatz – Wir fördern Artenvielfalt“ auf den Golfanlagen in Baden-Württemberg ganz gezielt neue Lebensräume schaffen, um so einen wertvollen Beitrag zum Schutz und zur Förderung der Artenvielfalt leisten. Wir freuen uns sehr, mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg einen Kooperationspartner gefunden zu haben, der uns bei diesem Projekt unterstützen wird.

Achim Battermann (Stellvertretender DGV-Präsident)
Golfanlagen sind in besonderer Weise mit dem Schutz der Natur und dem Erhalt der Umwelt verbunden. Dazu trägt bereits heute jede Golfanlage in ganz unterschiedlicher Form und Intensität bei. Mit unserem bundesweiten Qualitätsmanagementprogramm Golf & Natur arbeiten wir seit 2005 intensiv an einem optimalen Miteinander von Golfsport und Natur. Mit großem Erfolg: Heute sind 144 Golfanlagen zertifiziert, davon allein 26 in Baden-Württemberg. Ich bin mir sicher: Das neue Pilotprojekt „Lebensraum Golfplatz“ bietet hier eine ideale Ergänzung und eine großartige Erweiterung unseres Umwelt-Engagements. Der Golfsport nimmt seine Verantwortung ernst. Keine andere Sportart schafft solch einzigartige Lebensräume für Tiere und Pflanzen.

Prof. Dr. Martin Elsäßer (Leiter Fachbereich LAZ Baden-Württemberg)
Hardroughflächen auf Golfplätzen sind in erster Linie keine Ballgräber, sondern wertvolle Lebensräume in oft artenarmen Agrarlandschaften. Es gibt schon heute sehr gut entwickelte artenreiche Roughflächen auf den Golfplätzen im Land. Andere lassen sich aber noch gezielt entwickeln, wofür man Zeit und einen Plan braucht. Ich glaube, das Pilotprojekt „Lebensraum Golfplatz“ kommt genau zur richtigen Zeit für unsere Golfanlagen im Land, damit sie mit ganz gezielten Maßnahmen zur Förderung und zum Schutz der Artenvielfalt beitragen können.

Dr. Gunther Hardt (Vorsitzender des DGV-Ausschusses Umwelt- und Platzpflege)
Durch die Kooperation mit dem Umweltministerium werden die Golfanlagen bzw. die umgesetzten Maßnahmen erstmals Teil der Naturschutzstrategie des Landes Baden-Württemberg und erhalten dadurch eine neue Wahrnehmung der Sportart Golf in Politik und Gesellschaft.

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